Pop!_OS Linux mit Mate Desktop
Als langjärhriger -und generell sehr zufriedener- User von Ubuntu Mate habe ich normalerweise keine Veranlassung ohne Zwang die Linux-Distribution zu wechseln. Doch letzte Woche war es soweit: Nach einem Software-Upgrade von Ubuntu Mate 21.04 auf 21.10 funktionierten einige Sachen nicht wie sie sollten und ein "clean install" stand an: Daten sichern, Festplatte löschen, Linux neu installieren, Daten aufspielen. An sich eine Routinearbeit, aber ich entschloss mich die Gelegenheit zu nutzen und "ein paar" andere Linuxdistributionen auszuprobieren. Im Endeffekt probierte ich "nur" Pop!_os aus. Hier mein Erfahrungsbericht:
Pop!_os ist eine (weitere) Linuxdistribution (derzeit Rang 5 auf Distrowatch), die auf Ubuntu aufsetzt, welches wiederum auf Debian aufsetzt. Das bedeutet, die grundlegenden Funktionen der Paketverwaltung etc. blieben für mich als Ubuntu-Mate user gleich, und der Lernaufwand sollte sich in Grenzen halten.
Installation
Die Installation verlief problemlos. Iso-Image auf USB-Stick schreiben, vom Stick booten, Sound geht, Grafik geht, WLAN geht, Installation auf Festplatte starten, Stick entfernen, hurra, alles klappt.
POP!_Shop
Die Paketverwaltung ist bei Pop in einer App namens Pop!_Shop untergebracht, welche ein wenig wie die Software-Boutique von Ubuntu Mate ausschaut: Es werden nur die wichtigsten Programme gezeigt, übersichtlich nach Kategorien geordnet. Auffallend: Manche Programme kommen doppelt vor, einmal als (von Ubuntu unterstützes) Debian (.deb) Paket, einmal im Flatpak format. Das Flatpak Paket hatte oft die höhere Versionsnummer, sofern die Versionsnummer in der Paketbeschreibung sichtbar war.
Desktop
Womit ich micht überhaupt nicht anfreunden konnte war der vorinstallierte Desktop: Trotz angepriesener Komfort-Features wie Dock, Auto-Tiling von Fenstern und Tastaturunterstützung beim Fenstermanagement wollte sich bei mir keine richtige Freude beim "Arbeiten" mit dem Desktop einstellen. Das liegt nicht unbedingt daran daß die neuen Features nicht funktionierten: was mir fehlte waren vielmehr die in jahrelangem "muscle-memory" eingeübten Funktionalitäten des Mate-Desktop. Ich erwarte z.B. daß nach Druck von CTRL+ALT+T ein Terminal-Fenster aufgeht, daß sich der Filemanager nach Druck auf F3 in zwei Fenster teilt und daß ich kleine nützliche Programme dauerhaft im Panel verankern kann. Von den Gome-Eyes und dem System-Monitor, die ich immer im Blick zu haben gewohnt bin ganz zu schweigen.
Mate Apps installieren
Zuerst versuchte ich die mir bekannten Programme einfach nachzuinstallieren: Datei-Manager caja, mate-terminal und mein vertrautes Gnome-Menü. Das funktionierte zwar und ich konnte die Programme auch über das Hauptmenü von Pop!_os bzw. über das Gnome-Menü aufrufen; Es gelang mir allerdings nicht Caja als Dateimanager dauerhaft im "Dock" zu verankern und ich vermisste meine kleinen, immer sichtbaren applets im Gnome-Panel.
Mate Desktop installieren
Nach ein wenig Stöbern im Reddit-Userforum fand ich den Hinweis, einfach den kompletten Mate-Desktop zu installieren. Gesagt, getan! Mein Linux "fühlt" sich jetzt wieder so an wie ich es gewohnt bin. Als Bonus lerne ich das unsichtbar darunterliegende Pop!_OS zu schätzen: Dank der Flatpak-Integration ist die Auswahl an Softwarepaketen größer und generell sehr angenehm.
Fazit
Persönlich bin ich mit dem Mate-Desktop auf Pop!_OS sehr zufrieden und kann die Kombination empfehlen.