Ergänzend zum Biertaucher-Podcast Folge 007, in welcher ich vom Vortrag berichte, hier noch ein dazugehöriges Blogposting.
| Richard Stallman am 1.7.2011, TU-Wien. Bildquelle: Horst JENS
Inzwischen liegt der Vortrag von Richard Stallman schon über eine Woche zurück, doch ich komme erst jetzt zum schreiben. Glücklicherweise gibt es schon ein sehr ausführliches Blogposting über den Vortrag vom Morgenblog. Meine Ergänzungen:
Richard Stallmann, bekannt als Erfinder der GPL -Lizenz, von Gnu (→ Gnu/Linux) und vom Editor Emacs hielt seinen Vortrag über die 4 Grundfreiheiten freier Software, nämlich:
| ca. 300 Leute waren im Kuppelsaal der TU-Wien. Bildquelle: Horst JENS
Für RMS ist das Kosten-Argument bei freier Software (die meist gratis oder deutlich günstiger als unfreie Software ist) ein angenehmer Nebeneffekt aber kein Grund, freie Software zu propagieren. Das wichtigste sollten die 4 GPL-Freiheiten sein welche freie (GPL-Lizensierte Software) dem User einräumt. Auch unfreie, kommerzielle Software kann kostenlos sein, weshalb eine Fixierung auf das Kostenargument vom Wesentlichen, den Freiheiten des Users, ablenkt.
RMS betonte im Vortrag mehrmals dass die 4 Freiheiten der GPL Freiheiten sind und keine Verpflichtungen. Man kann freie Software verändern und weitergeben wenn man will, aber man muss es nicht.
RMS legt allgemein (typisch Nerd) großen Wort auf Präzesion bei der Sprache und der Wortwahl. “Open-Source” ist z.B. ein Begriff der extra deshalb verwendet wird um nicht von den GPL-Freiheiten reden zu müssen. “Linux” bezeichnet laut RMS nur den (alleine nutzlosen) Kernel des GNU/Linux Systems und man möge deshalb von GNU/Linux sprechen.
Vor allem wies er darauf hin dass Begriffe wie “Music Piracy” oder “Digital Rights Management” Irreführungen an sich sind und wenn man diese Begriffe unwidersprochen verwendet hilft man damit dem politischen Gegner da diese Begriffe beim unaufgeklärten Zuhörer gewisse Assoziationen hervorrufen (Richts = gut, Piracy = schlecht) und man dadurch dem politischen Gegner die Deutungshoheit über die Sprache überlässt.http://spielendprogrammieren.wordpress.com/?p=634&preview=true
RMS appelierte eindringlich an alle Schüler, Lehrer und Eltern sich dafür einzusetzen dass in österr. Schulen nur freie Software verwendet wird anstatt unfreier Software. Unfreie Software erzieht die Schüler zum Aufgeben ihrer Freiheiten (siehe GPL-Lizenz). Abgesehen davon manövriert unfreie Software -ähnlich einem Drogendealer- die Schüler mit günstigen “Student”-Versions in eine Gewöhnung und Abhängigkeit, um die Schüler später, wenn sie ins Erwerbsleben übertreten und keien Alternativen kennengelernt haben, mit Fullprice-Versionen auszupressen.
Zum Argument, man könne Schülern sowohl unfreie als auch freie Software in Schulen beibringen meinte RMS, dass sei ungefähr so sinnvoll wie Schülern sowohl gesunde Mahlzeiten als auch Heroin anzubieten.
Ein Apell, den ich aus vollstem Herzen unterstütze.
| Besucher beim Vortrag. Bildquelle:Horst JENS
Während dem Vortrag rief kurz ein Vertreter der Free Software Foundation auf zu Spenden und Mitarbeit, am Schluss, vor den Publikumsfragen, versteigerte RMS eine signierte Biographie sowie ein Gnu-Stofftier.