[caption id=“attachment_415” align=“alignright” width=“208” caption=“Das Logo von Stone Soup. Bildquelle: http://crawl.chaosforge.org/”][/caption]
Im Zuge meines Interesses an Computerspielen im Allgemeinen und Open-Source Spielen im Besonderen bin ich vor ein paar Wochen auf folgendes Kleinod gestoßen : Das Computer-Rollenspiel Dungeon Crawl Stone Soup. Seither lässt es mich nicht mehr los.
[caption id=“attachment_423” align=“alignleft” width=“300” caption=“Stone-Soup Titelbild”][/caption]
Wer gerne PC-Rollenspiele wie z.B. Diablo oder Fate spielt dem fallen zwangsläufig gewisse Gemeinsamkeiten auf:
Der Spieler spielt meist einen Charakter (Krieger, Zauberer etc.), erforscht aus fadenscheinigen Gründen in ein mehrere Etagen tiefes, eckiges Verlies (Dungeon), kämpft gegen Monster, sammelt Schätze und verbessert seine Charakterwerte (Skills). Doch woher stammen diese Gemeinsamkeiten ? Gibt es ein Proto-PC-Rollenspiel, einen gemeinsamen Urahn welcher seine Standards bis heute an moderne Spiele weitervererbt ?
[caption id=“” align=“alignright” width=“264” caption=“Textadventure. Bildquelle: Wikipedia”][/caption]
Ja, den gibt es. Er heißt Rogue und wurde in den 80er-Jahren der vorigen Jahrhunderts programmiert als an den Universitäten mit einem Großrechner verbundene Terminals (Bildschirm & Tastatur) vorherrschten. Zu dieser Zeit waren sogenannte Text-adventures (siehe Bild) sehr populär - die Terminals hatten keine Grafikkarten.
Das revolutionäre an Rogue war dass dieses Spiel eine grafische Darstellung des Spiels aus der Vogelperspektive bot - wobei verschiedene Buchstaben Mauern, Monster, Drachen und Schätze symbolisierten.
[caption id=“attachment_418” align=“aligncenter” width=“300” caption=“Rogue bot eine grafische Darstellung von Räumen, Verbindungsgängen und dem Spieler selbst (@) im Textmodus. Bildquelle: Wikipedia”][/caption]
Während Rogue selbst immer noch gespielt wird dient der Name inzwischen als Gattungsbegriff für die Familie der rogue-like Games, mit berühmten Vetretern wie z.B. Nethack, Slashem oder eben (Linley's) Dungeon Crawl bzw. dessen hübschere Variante Stone Soup:
Dungeon Crawl - Stone Soup lässt sich zwar nach wie vor im Textmodus spielen, deutlich mehr Spaß macht aber die grafische Variante mit “Tiles” anstatt Buchstaben.
Im Bild folgenden erkennbar: Mein Spielcharakter, ein Troll-Erdzauberer hat einen Raum mit 4 Bäumen und einem goldenen Abgang zum Tempelbezirk entdeckt.
[caption id=“attachment_420” align=“aligncenter” width=“600” caption=“Stone Soup bietet lässt sich sowohl im Textmodus als auch im Grafikmodus (Tiles) spielen”][/caption]
Zu Spielbeginn legt man den eigenen Spielcharakter fest, durch eine Kombination von Species (Rasse) und Berufserfahrung (Klasse). Zur Auswahl stehen (derzeit) 23 Rassen (Mensch, Elf, Zwerg, Dämon…) und 28 Klassen (Fernkämpfer, Nahkämpfer, Assassinen , diverse Zauberer). Im Spielverlauf findet man immer wieder Altare von 17 im Spiel vertretenen Göttern, deren Religion man annehmen kann. Die tatsächlichen Kombinationsmöglichkeiten von Rasse x Klasse x Religion sind etwas kleiner als 10.948 (=23 x 28 x 17) da z.B. ein Gott nur für die Orc-Rasse zur Verfügung steht und einige “Priest”-Klassen nur mit einem bestimmten Start-Gott funktionieren. Andererseits kann man das Spiel auch als Atheist bewältigen bzw. die Religion im Spielverlauf mehrmals wechseln -was der “verlassene” Gott meist nicht gerne sieht.
Die Berufswahl (Klasse) bestimmt die Startausrüstung des Spielers und beeinflusst seine Charakterwerte, ist aber für den Spielverlauf nicht bindend - wie sich der Spielcharakter entwickelt hängt aber ausschließlich vom Spielverlauf und den Entscheidungen des Spielers ab.
Eine Übersicht über Rassen, Klassen und Religionen verschafft die Ingame-Hilfe (Taste ?) oder das Dungeon-Crawl Wiki, wo auch gleich einige für Anfänger empfohlene Kombinationen vorgestellt werden. Dungeon Crawl - Stone Soup hebt bei der Charaktererstellung empfehlenswerte Kombinationen von Rasse & Klasse farblich hervor, wer nicht gerne Entscheidungen trifft lässt den Computer einen Charakter zufällig generieren.
[caption id=“attachment_427” align=“aligncenter” width=“600” caption=“Qual der Wahl - welche Religion nehme ich heute ?”][/caption]
Die verschiedenen Götter im Spiel unterstützen unterschiedliche Spielweisen bzw. geben in gewissen Sub-Dungeons Vorteile. Jeder Gott erwartet vom Spieler bestimmte Aktionen (z.B. Zauberbücher verbrennen, Leichen opfern, Untote umbringen) bzw. kennt Tabus (z.B. Magie benutzen, Verbündete im Stich lassen, langweilig-sein). Verhält sich der Spieler im Sinne des Gottes so beglückt der Gott den Spieler mit Geschenken und neuen Fähigkeiten. Es gibt sowohl passive Fähigkeiten (z.B. Alle Pflanzen sind freundlich) als auch aktive aufrufbare Fähigkeiten (sie funktionieren ähnlich wie Zaubersprüche).
Das Spiel gilt als gelöst wenn es dem Spieler gelingt aus den Tiefen des Dungeons mindestens 3 von 15 schwer bewachten Runen zu stehlen - doch das betrifft eher Profi-Spieler. Anfänger freuen sich darüber wenn ihr Charakter ein wenig länger überlebt als der vorige Charakter - In Rogue-like games wird sehr, sehr häufig gestorben.
Stone-Soup teilt viele Gemeinsamkeiten mit anderen rogue-like games:
Stone-Soup hebt sich von anderen rogue-like games durch einige wohldurchdachte Besonderheiten ab:
Wie gesagt, bei Dungeon Crawl - Stone Soup wird oft gestorben. Sehr, sehr oft. Das mag für Anfänger frustrierend sein; umso größer ist die Freude wenn man es schafft noch etwas länger zu überleben als beim letzten Versuch. Im Gegensatz zu ähnlichen Spielen wie z.B. Nethack habe ich bei Dungeon Crawl - Stone Soup selten das Gefühl vom Spiel unfair behandelt zu werden. Fast jede fatale Situation war -im Nachhinein betrachtet- vermeidbar.
[caption id=“attachment_440” align=“aligncenter” width=“589” caption=“Stone-Soup Highscoreliste”][/caption]
Wichtigste Überlebenstechnik ist das Wissen um den taktischen Nutzen von Stiegen: Nur direkt angrenzende Monster können dem Spielcharakter über eine Stiege in einen oberen oder gar unteren Level verfolgen. (Untote Monster können überhaupt nicht ihren Level verlassen). Da viele Stiegen sich am Ende eines Ganges befinden kann man dadurch Monster aus Gruppen weglocken und einzeln bekämpfen.
Bei Spielende identifiziert Stone-Soup alle mitgeführten Gegenstände des Spielcharakters. Meist hat man eine rettende Schriftrolle oder gar einen Zauberstab mitgeschleppt, sie aber nicht vorher identifiziert und daher nicht im Kampf ausprobiert.
Dungeon Crawl - Stone Soup erlaubt verschiedenste Spielweisen, z.B.:
Gerade das durch-eigene-Fehler-lernen macht mir bei Dungeon Crawl - Stone Soup viel Spaß. Den bösen Zwischengegner Sigmund erledigte Bolzer, mein Zwergen-Armbrustschütze kurzerhand mit 2 Schüssen, noch bevor Sigmund seine Zaubersprüche aufsagen konnte. Vor kurzem lernte einer meiner Spielcharakter Sigmunds jüngeren Bruder, Edmund kennen, der einen “Flail of protection 3+” herumschleppte. Gut zu wissen falls ich nächstes Mal einen Streitkolben-Charakter spiele…
Dungeon Crawl - Stone Soup ist open-source Software, das bedeutet quelloffene Software die jeder verändern, verbessern und weitervertreiben kann. Für Entwickler die einen eigenen Level designen wollen, Verbesserungsvorschläge haben oder direkt am Projekt mitarbeiten wollen gibt es ein eigenes Developer-Wiki.
Die aktuelle Version 0.7.1 von Stonesoup steht für Windows und Mac-User zum Download zur Verfügung. Linux-User laden sich am besten den Sourcecode herunter, wechseln in das Verzeichnis “source” und kompilieren sich das Spiel selbst durch Eingabe des Befehls:
make TILES=y
anschließend ./crawl aufrufen und losspielen !
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